Dienstag, 18. September 2012

Claudia Joseph: "Prinzessin Kate - Die neue Königin der Herzen"

Herzogin Kate hat Brüste, Prinz Harry hat einen Arsch: wie hätten wir das ohne die entsprechenden Beweisbilder der yellow press auch je nur erahnen können? Waren wir nicht alle überrascht, dass sich unter der königlichen Kleidung tatsächlich normale Menschenkörper befinden? Herzogin Catherine hat tatsächlich Brustwarzen; bis letzte Woche war ich davon ausgegangen, dass sich bei ihr an dieser Stelle allenfalls kleine Union Jacks befinden würden. Und auch bei Prinz Harry war ich doch schwer erstaunt, dass er, obwohl Angehörigen diverser Königshäuser oftmals eine gewisse Steifheit nachgesagt wird, offensichtlich keinen Stock im Arsch bzw. im Rücken hat. Nein, ich verstehe die Versessenheit der Presse auf Nacktbilder nicht; ich verstehe nicht, was skandalös an Nacktheit ist… ich verstehe im Übrigen auch die Aufregung rund um Slip-Blitzer-Bilder nicht: oh mein Gott, da trägt jemand Unterwäsche? Tun Abermillionen anderer Menschen auch. Oh mein Gott, da trägt jemand keine Unterwäsche und hat offensichtlich primäre Geschlechtsmerkmale? Wer hat die nicht?! Langweiligere „Skandale“ können die Medien in meinen Augen kaum publizieren…
Aus demselben Grunde verstehe ich auch nicht, warum sich Paparazzi auf die Lauer legen, um mit Teleobjektiv noch dazu ziemlich schlechte Fotos der Duchess of Cambridge oben ohne beim Sonnenbaden zu knipsen, und diese tatsächlich für gutes Geld loswerden.  Die Presse zahlt tatsächlich für die qualitativ schlechtesten Urlaubsbilder, die man sich vorstellen kann, nur um der Welt zu zeigen, dass Kate Middleton tatsächlich Nippel und keine Union Jacks auf ihren Brüsten hat?! Nein, prinzipiell habe ich kein Problem mit Nacktheit, aber ja, ich verurteile die Nacktbilder auch bzw. den mit ihr verbundenen Eingriff in die Privatsphäre. Nur weil Familie Mountbatten-Windsor einen repräsentativen Charakter innehat, haben die Angehörigen doch nicht gleich ein Anrecht auf ihre Intimsphäre verwirkt?! Ob Herzogin Catherine oder Lieschen Müller von nebenan: ich glaube, keiner Frau gefällt die Vorstellung, dass einige Hundert Meter von ihrer Terrasse entfernt jemand auf der Lauer liegt… Prinzipiell war der Paparazzi ja nun nichts Anderes als ein Spanner; okay, er hatte seine Hände vielleicht eher an seinen Kamera-Apparaturen; vielleicht aber auch nicht… Nun ja. Ich kann mir aber auch nicht erklären, was an diesen Fotos für die Öffentlichkeit so interessant sein soll: ist es von öffentlichem Interesse, dass Prinz William eine Frau mit ganz normalen Brüsten geheiratet hat? (Und ist es auch von öffentlichem Interesse, dass Prinz Harry offensichtlich ein sehr miserabler Strip-Billiard-Spieler ist?) Und dann dieses Gerede vonwegen „Wir haben noch intimere Fotos, aber die haben wir nicht veröffentlicht“, dass direkt zu Mutmassungen führt, der Willm und die Käthe hätten sich einmal quer über die Terrasse gepimpert… vermutlich ist dem Käthchen nur irgendwann das Bikinihöschen in die Popofalte gerutscht und bei den „intimeren“ Fotos handelt es sich einfach um „String-Fotos“ von Kates Rückansicht. Und jetzt sollen eh alle Bilder verboten werden: verdammt! Wie sollen wir denn nun je erfahren, ob Herzogin Catherine eventuell auch einen ganz gewöhnlichen Arsch anstelle von (ich weiss noch nicht, was wir eigentlich denken sollen, was sie anstatt eines Hinterns hat) irgendwas Anderem hat? Aber während nun alle über Herzogin Catherines Vorbau spekulieren (nein, nach Babybauch sieht das doch nicht aus, aber die Farbe der Brustwarzen: das sieht doch nach Frühstadium der Schwangerschaft aus?!), habe ich mich die vorletzten zwei Abende mit dem Hintergrund der Kate Middleton befasst und Claudia Josephs Biografie „Prinzessin Kate“ gelesen.

 „Prinzessin Kate – Die neue Königin der Herzen“: der lange Aufstieg einer Familie

Als Herzogin Catherin noch Kate Middleton und lediglich die Freundin von Prinz William, war diese Biografie bereits erstmalig erschienen: damals lautete der Titel noch „Kate Middleton – Princess in waiting“. Doch dann verkündete Prinz William seine Verlobung mit Miss Middleton und der Titel war hinfällig: Kate wartete nicht länger. Also machte sich Claudia Joseph ans Werk, verfasste ein allerletztes Kapitel (juhu: Verlobung), hängte es hinten an die vorhandene Biografie an und das Buch erschien derart überarbeitet neu unter dem Titel „Prinzessin Kate – Die neue Königin der Herzen“. Nach eigener Aussage missfällt der Autorin der deutschsprachige Titel übrigens; im Original lautet der neue Titel „The making of a princess“: dieser Titel bezieht sich übrigens nicht darauf, dass Kate von klein auf darauf gedrillt worden sei, gesellschaftlich möglichst hoch aufzusteigen. Der Titel soll vielmehr auf Kates familiären Hintergrund hinweisen und darauf, dass bereits ihre Urahnen, die dereinst als einfache Bergarbeiter tätig waren, sehr ehrgeizig um ihren Aufstieg kämpften; „The making of a princess“ meint also eher den über Jahrhunderte andauernden Aufstieg einer Familie.
„Aufsteigen“ musste im Übrigen nur die mütterliche Seite von Kates Familie: Kates Vater Michael entstammt einer gesellschaftlich anerkannten schwerreichen Ahnenfolge.

„Prinzessin Kate“ setzt bei Queen Victoria an: so wird erzählt, was Kates Ahnen vermutlich gemacht haben, als Queen Victoria gekrönt wurde (um es kurz zu machen: die Meisten haben wohl im Bergwerk geschuftet) und so wird entlang der Zeitlinie die Familiengeschichte genau aufgedröselt: wer waren ihre Urgrosseltern, was waren diese von Beruf, wann sind sie geboren und wann gestorben, wann haben sie wen geheiratet, wer waren ihre Kinder und was ist aus all diesen Nachkommen geworden…? Dabei wird Familienstrang um Familienstrang entworren: erst geht es um die Familienverhältnisse auf der mütterlichen Seite, dann auf die der väterlichen Seite… Hier wird nicht kreuz und quer berichtet! Diese Entschlüsselung vom Middletonschen Stammbaum nimmt den meisten Platz des Buches für sich ein; lediglich das letzte Drittel beschäftigt sich mit der natürlich noch nicht so ergiebigen Lebensgeschichte von Kate Middleton. Wie gesagt: das jetzige „Prinzessin Kate“-Buch endet mit der Verlobung von Kate und William.

 
 

„Prinzessin Kate“: Latti hat`s gelesen!

Ich habe tatsächlich die zwei letzten Abende benötigt, um dieses Buch komplett auszulesen; das liegt in diesem Fall aber daran, dass der Stammbaum-Teil relativ anstrengend ist: da kommen soviele verschiedene Personen vor, dass man doch schnell den Überblick verliert. Im Anhang befindet sich übrigens noch ein kleiner grafisch dargestellter Stammbaum des Middleton-Clans, den man während des Lesens ruhig als roten Faden hinzuziehen sollte, um sich nicht komplett in diesen ganzen Verwandten, die vor 100 Jahren lebten, zu verlieren. Im Falle des Kindle-ebooks ist der Stammbaum allerdings auch vergrössert nur schwer erkennbar; ich weiss nicht, wie er auf anderen eReadern ausfällt, aber der Kindle ist definitiv nicht für grafische Darstellungen geschaffen.

Wer sich für familiäre Hintergründe so rein gar nicht interessiert, für den dürfte die Biografie „Prinzessin Kate“ eine herbe Enttäuschung sein oder man überblättert diese Seiten und liest lediglich den Kate-Teil. Ich weise allerdings darauf hin: nur für den Teil über Kate Middletons Lebensgeschichte bis zur Verlobung  ist „Prinzessin Kate -  Die neue Königin der Herzen“ eindeutig zu teuer. Mich haben auch die Erläuterungen rund um den Stammbaum schwer beeindruckt: Claudia Joseph hat hier bis ins letzte Detail hinein recherchiert. Oftmals fragte ich mich „Wie findet man sowas eigentlich heraus?“ oder „Ob Herzogin Catherine das überhaupt selbst alles schon wusste?“; immerhin können die Meisten von uns ihre Familiengeschichte höchstens in direkter Linie bis zu den Urgrosseltern zurückverfolgen – Claudia Joseph ist es hingegen gelungen, sogar zu sagen, wann Kates Ururgrosstante an welcher Krankheit gestorben ist! „Prinzessin Kate“ ist sehr genau und der Familie Middleton eher wohlgesonnen, wenn sich Claudia Joseph auch um eine nüchterne Erzählweise bemüht.
Skandale haben in diesem Buch keinen Platz und wenn dann nur in jener Form, dass Claudia Joseph diverse Gerüchte glaubhaft widerlegt: so wird an Gerüchte erinnert, dass Kates Mutter die Queen beim ersten Zusammentreffen zu umgangssprachlich, zu salopp, zu formlos begrüsst haben soll. Dabei war Carole Middleton der Queen zum Zeitpunkt der Gerüchte noch nie begegnet. Diverse Erläuterungen rund ums königliche „Protokoll“ fand ich aber auch sehr interessant: ich wusste beispielsweise nicht, dass die Lebensgefährten von Angehörigen der königlichen Familie bis zur offiziellen Verlobung keinerlei Anrecht auf besonderen Schutz oder Ähnliches haben. Sofern sie nicht mit Prinz William unterwegs war, war also die bürgerliche Prinzenfreundin Kate Middleton der Öffentlichkeit und vor Allem der Presse immer schutzlos ausgeliefert. Da wundert es dann auch nicht, dass das britische Königshaus vor einigen Jahren tatsächlich in einer offiziellen Stellungnahme um Rücksichtnahme bat… Auch wird darauf hingewiesen, dass Kate nach ihrem Studium durchaus gearbeitet habe, obschon sie ständig als „Lady Leisure“ umschrieben wurde. Aber es wird auch gesagt, dass einem normalen 9-to-5-Job natürlich nur schwer nachzugehen ist, wenn man ständig von Fotografenmeuten verfolgt wird. Zudem zeigt Claudia Joseph auf, dass Kate auch vor ihrer Verlobung karitativ durchaus engagiert war, auch wenn sie immer bemüht war, sich im Hintergrund zu halten.
In „Prinzessin Kate“ wird das Bild einer durchaus ehrgeizigen, aber auch sehr bodenständigen und normalen, sympathischen jungen Kate kreiert. Kate-Gegner finden hier kaum bis gar kein Futter; „Publicity-Geilheit“ findet man hier nicht. Ich fand die Art, wie „Prinzessin Kate“ verfasst ist, nun durchaus angenehm: sie wurde nicht in den Himmel gelobt, auch Prinz William wurde nicht über den grünen Klee gelobt… Es gab auch keine unnötigen Vergleiche mit Lady Di, wie der deutsche Untertitel „Die neue Königin der Herzen“ vermuten lassen könnte. Natürlich ist diese Biografie eher etwas für die Fans von Königs – aber aufgrund des detailliert entschlüsselten Stammbaums weniger für die geeignet, die sich nur für den Glanz und den Glamour interessieren.

Vor diesem Recherche-Hintergrund: neun von 10 Rauschmitteln!

Noch etwas zum Titel „Prinzessin Kate“ bzw. auch „Making of a Princess“: dieses Buch erschien in der vorliegenden Form nach der Verlobung. Bis zur Hochzeit war unklar, welchen Titel Catherine Elizabeth Middleton tatsächlich erhalten würde und natürlich: wenn ein Prinz heiratet, ist es nur logisch, seine Braut auch als zukünftige Prinzessin zu sehen. Allerdings habe ich in den letzten Tagen verstärkt darauf geachtet, wie Kate Middleton nun zumeist genannt wird: mal bleibt es bei „Kate Middleton“, dann ist sie nur „Kate“, später die namenslose „Herzogin von Cambridge“ und besonders in der Auslandspresse wird sie sehr häufig tatsächlich einfach als „Prinzessin Catherine“ bzw. „Prinzessin Kate“ bezeichnet. (Beim zuletzt stattgefundenen Besuch der Solomon-Inseln bekam sie sogar ganz offiziell eine Schärpe mit der Aufschrift „Princess Kate“ umgehangen.)  

Buch-Info „Prinzessin Kate – Die neue Königin der Herzen“, Claudia Joseph / mvg-Verlag / ISBN-10: 3868822305 / ISBN-13: 978-3868822304 / 304 Seiten / 19,99€ (gebundene Ausgabe) / ebook-Preis: 15,99€ / (mit viel Glück besonders günstig bei Jokers Deutschland) Preise (vom 18.09.2012) in der Schweiz: exlibris – CHF 23,10 (Printbuch); CHF 18,90 (ebook) / Weltbild – CHF 28,90 (Printbuch); CHF 19,90 (ebook) / Thalia – CHF 30,50 (Printbuch); CHF 19,40 (ebook) / mit viel Glück besonders günstig bei Jokers Schweiz

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