Donnerstag, 28. Februar 2013

Alexander Smoltczyk: "Päpste pupsen nicht"

Tja, nun stehen wir also ohne Papst da. Und warum? Weil er sich zu krank fühlt, um noch päpstlich handeln zu können. Angeblich. Ich weiss seit Kurzem, dass der Papst-Rücktritt einen ganz anderen Hintergrund hat und hiermit spiele ich nicht auf irgendwelche Gerüchte an. Nee, es ist nämlich ganz einfach: der Papst spielt einfach nur lieber mit der Modelleisenbahn als mit dem Papamobil zu fahren und Predigten zu halten. Jawohl!

Woher ich das weiss? Alexander Smoltczyk berichtet in seinem Ende Januar 2013 erschienen Kinderbuch „Päpste pupsen nicht“ davon (auch wenn der Papst dort nicht zurücktritt, aber egal) und da in dem Buch steht auch, dass die erzählte Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht und dann, ja, dann kann nur eine Modelleisenbahn hinter dem Rücktritt des Papstes stecken…


"Päpste pupsen nicht": oder tun sie`s etwa doch?

Smilla ist 10 Jahre alt und lebt seit geraumer Zeit mit ihren Eltern in Rom; dort ist Eloise zu ihrer besten Freundin geworden: das einzige im Vatikan lebende Kind, denn ihr Vater ist der Kommandant der Schweizer Garde.
Als Smilla und Eloise erstaunt bemerken, dass die über Rom fliegenden Starenschwärme immer wieder verschiedene Figuren bilden (z.B. ein Smiley), wird ihre Entdeckerlust geweckt – nicht zuletzt, da dort, wo solcherlei „Vogel-Figuren“ am Himmel gebildet werden, immer äusserst merkwürdige Dinge passieren: Fussballstar Totti schiesst voller Leidenschaft Eigentore, der italienische Ministerpräsident erklärt während einer TV-Live-Übertragung, dass er ein ganz mieser Egoist ist und warum man ihn besser nicht wählen sollte… Nun gelangt Smilla nicht nur schnell zur Überzeugung, dass Dr. Gänsebein, Tierarzt im hiesigen Zoo, in die „Star-Affäre“ verwickelt sein muss; nein, die Spuren der Stare führen Smilla und Eloise zudem direkt zum Vatikan…

"Päpste pupsen nicht": Latti hat`s gelesen

Mehr kann und will ich nun vom Inhalt nicht erzählen, da ich sonst doch allzuviel vorwegnehmen müsste (und ich habe ja eingangs immerhin schon den wahren Beweggrund des Papstes für seinen Rücktritt enthüllt!), aber was ich unbedingt sagen möchte: „Päpste pupsen nicht“ ist ein ganz fantastisches Kinderbuch, welches auch mit 30 Jahren noch ungemeinen Spass bereiten kann. Ich habe es wirklich unglaublich gerne gelesen.

„Päpste pupsen nicht“ wird von Smilla erzählt und deren frischer Erzählstil wirkt so als würde ein aufgeregtes Kind auf einen zugestürmt kommen, um in aller Ausführlichkeit von seinen letzten Erlebnissen zu berichten (und einen in Grund und Boden zu plappern). Smilla ist eine sehr liebe und sympathische Protagonistin; und wenn sie die Welt erklärt oder Feststellungen darüber trifft, wie das Leben läuft (so sind Väter beispielsweise unproblematischer als Mütter, weil Mütter dann doch eher dazu neigen, die Kinder erziehen zu wollen), muss man doch des Öfteren schmunzeln. Ich habe Smilla zumindest direkt am Anfang ins Herz geschlossen, als sie erklärte, sie heisse Smilla, was sie dem Film „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ zu verdanken habe und sie sei ja nur froh, dass ihre Eltern stattdessen nicht „King Kong“ oder „Spiderman“ geschaut hätten.

Bei Amazon kann man nun einen „Blick ins Buch“ werfen und sich schonmal in den Buchanfang hineinlesen (diese Lesprobe findet sich bestimmt auch bei anderen Anbietern): die gesamte Handlung wird in diesem Stil weitererzählt, der weder langweilig noch zu reisserisch, sondern einfach aufgeregt wirkt. Ich hatte auch während meiner gesamten Lese-Session das Gefühl, hier ein ganz grosses, wichtiges Abenteuer erzählt zu bekommen, also ein Desinteresse wollte da wirklich nicht aufkommen. Ich habe dies Buch nun auch direkt in einem Rutsch durchgelesen, obschon es mal wieder eines Bücher war, die ich vor dem Einschlafen doch nur mal kurz anlesen wollte: aber mich hat es eben total bei meiner Neugier gepackt.

„Päpste pupsen nicht“ passt aber auch wohl in das Lieblingsgenre meiner Kindheit: grade im Alter zwischen neun und elf Jahren habe ich Kinder-Detektivgeschichten geliebt und „Päpste pupsen nicht“ hätte damals definitiv Chancen gehabt, zu meinem Lieblingsbuch auserkoren zu werden. (Hach, ich bin beim Lesen schon fast ein wenig sentimental geworden…)

Denn neben der sehr guten Erzählung bietet die Geschichte doch noch viel mehr: Freundschaft, Spannung, Abenteuerlust, einen Appell ans Verantwortungsbewusstsein (ohne gross mit der Moralkeule zu schwingen bringt man die Kinder doch dazu, über Umwelt und Umweltbewusstsein nachzudenken), interessante Einblicke in (die Stadtgeschichte von) Rom und den Vatikan, ohne lehrreich zu wirken, was sicherlich auch dem Umstand zu schulden ist, dass es eben Smilla ist, die das alles erzählt.

Das Kinderbuch „Päpste pupsen nicht“ ist übrigens so gut wie gar nicht illustriert: abgesehen von einer gezeichneten Karte Roms, auf der die Flugbahn der „modellfliegenden“ Stare dargestellt sein soll, sind hier keine Bilder enthalten; es ist also ein reines Lesebuch. Ich habe „Päpste pupsen nicht“ nun auf dem Kindle gelesen: da ist mit dieser einen Zeichnung auch nicht besonders viel anzufangen, auf dem kleineren Display erkennt man sie einfach schlecht. Ich weiss nicht, ob die Zeichnung in der gedruckten Ausgabe intensiver und klarer wirkt, aber wie gesagt: im ebook ist sie aufgrund der schlechten Darstellung eher überflüssig, aber das macht nun nicht soviel aus, da die Karte ohnehin nur dazu dient, um Smillas und Eloises Darstellungen (es wird im Text doch sehr genau erklärt, in welcher Linie die Stare fliegen) nochmals zu veranschaulichen.

Natürlich ist „Päpste pupsen nicht“ grade jetzt zu Zeiten der Papst-Wahl ein sehr spannendes Buch; den Kindern wird hier einfach ein kleiner Einblick in den Vatikan geboten; und auch, wenn eine Reise nach Rom ansteht, ist dieses Buch sicherlich prima, da doch diverse berühmte Plätze erwähnt und von Smilla und Eloise aufgesucht werden: da könnte in Kindern durchaus das Interesse geweckt werden, doch auch mal mit etwas mehr Begeisterung auf kulturellen Pfaden zu wandeln. Zudem steht ja bald schon wieder die Erstkommunion-Saison ins Haus: also ich als detektivbegeisterte Leseratte hätte mich damals sehr über dieses Buch gefreut – ich wäre auch glücklich gewesen, es nur schon im Osternest zu entdecken.

Ich möchte Eltern an dieser Stelle allerdings warnen: es könnte sein, dass eure Kinder nach dem Auslesen von „Päpste pupsen nicht“ beschliessen könnten, Vegetarier werden zu wollen…

Alterstechnisch würde ich „Päpste pupsen nicht“ für Kinder zwischen acht und zehn Jahren empfehlen; die Jüngeren sollten dann allerdings doch schon etwas leidenschaftlichere Leseratten sein, denn die gebundene Ausgabe kommt mit 190 Seiten daher und egal, wie grossartig ich dieses Buch nun auch finde: es wäre jetzt nicht meine erste Wahl, um den 8jährigen leseunwilligen Kindern das Lesen schmackhaft zu machen. Da würde ich dann zunächst doch kleinere Brötchen backen und zu einem kürzeren Buch greifen, auch wenn die begeisterten Bücherwürmer sicher bereits bald, nachdem sie mit dem Lesen begonnen haben, seufzen dürften: „Oh, ich habs schon durch…!“
Aufgrund der weiblichen Hauptfiguren könnte man fast annehmen, dass „Päpste pupsen nicht“ doch eher ein Buch für Mädchen ist: dem würde ich aber widersprechen, da das Geschlecht der Figuren hier eigentlich kaum eine Rolle spielt. Im Vordergrund steht ganz klar das Detektiv-Abenteuer.

Meiner Begeisterung habe ich ja nun schon reichlich Ausdruck verliehen: also „Päpste pupsen nicht“ kann man auch prima noch als Erwachsener lesen, so dass „Päpste pupsen nicht“ eigentlich auch ein tolles Buch zum gemeinsamen Lesen (in etwa gemäss „Erst du ein Stück, dann ich“) mit der ganzen Familie ist.

Offen bleibt nur noch eine Frage: pupst der neue Papst (wer immer das auch werden mag) oder pupst er nicht?

9 von 10 Rauschmitteln! 

Buch-Info

„Päpste pupsen nicht“, Alexander Smoltczyk / Verlag: Dressler / ISBN-10: 379151928X / ISBN-13: 978-3791519289 / 190 Seiten / 12,00€ (gebundenes Buch) / ebook-Preis: 11,99€
Preise (vom 28.02.2013) in der Schweiz: ex libris – CHF 14,30  (gebunden); ebook nicht verfügbar / Thalia – CHF 17,90 (gebunden); CHF 13,90 (ebook)  / Weltbild – CHF 17,90 (gebunden); ebook nicht verfügbar

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