Sonntag, 24. März 2013

Alex Steiner: "Fünf Tanten und ein Halleluja"

[Bücher-ABC 2013] „Halleluja“, das habe ich in dieser Woche auch gedacht: die Festplatte meines Rechners hatte sich am letzten Wochenende still und leise verabschiedet, während ich grade dabei war, meinen ersten Beitrag zum F-Thema des Bücher-ABCs zu schreiben. Tja, da sass ich dann da, zur Zwangspause verdammt... Punti suchte dann eine neue Festplatte heraus („Die wird wohl passen, kauf die!“ „Bist du denn sicher, dass das wirklich an der Festplatte liegt?“ „Ja, was soll denn da sonst kaputt sein?“ „Weiss ich doch nicht... aber woher weisst du denn, dass die Festplatte kaputt ist und nicht was Anderes?“ „Jetzt kauf die und dann zeig ich dir, dass es die Festplatte war!“ „Aber wenn ich die jetzt kaufe und dann wars doch nicht die Festplatte...?“ „Kauf die!!!!“ „Weisst du denn, wie man die Festplatten austauscht?“...) und folgsam, wie ich bin, bestellte ich jene Festplatte natürlich umgehend. Zwei Tage später trudelte sie bei uns ein und ja, Schatzi weiss ganz offensichtlich, wie man Festplatten austauscht. Halleluja!

Und ich hoffe, nächste Woche noch ein weiteres Mal „Halleluja“ rufen zu dürfen: dann hat die alte Festplatte nämlich einen Termin beim PC-Doktor, der versuchen wird, die darauf befindlichen Daten noch zu befreien. Denn grad die neusten Daten, wie eben den genannten F-Buch-Titelbeitrag, waren natürlich noch nicht extern gesichert. Shit happens... Aber Doc PC war am Telefon ganz zuversichtlich, dass er das hinbekommen würde.

Von Alex Steiner gibt es ein Buch namens „Fünf Tanten und ein Halleluja“, welches ich in meiner gezwungenerweise PC-freien Zeit dann unter Anderfem gelesen habe, und weil der Titel nun ja auch mit einem „F“ beginnt, stelle ich nun einfach jenen Roman im Rahmen der F-Runde vor, bevor auch die übermorgen schon wieder rum ist.


„Fünf Tanten und ein Halleluja“: Berlin, Berlin, die Tanten fahren nach Berlin...

Der junge Schauspieler Toni ist vor geraumer Zeit von der Provinz (meint in diesem Fall: Papenburg) in die grosse weite Welt (in diesem Fall: Berlin) gezogen und geniesst das Leben dort sehr, auch wenn die Schauspielkarriere doch sehr lahmt: tatsächlich schlägt er sich mit Gastronomiejobs mehr schlecht als recht durchs Leben, während er Casting um Casting vergeigt.

Dann kündigen seine fünf Papenburger Tanten ihren Besuch an: mit ihrer Landfrauengruppe unternehmen sie eine Reise nach Berlin und dort wollen sie es sich natürlich nicht entgehen lassen, „ihren Toni“ zu treffen.
Tonis Mutter ist gestorben, als er noch ein Kind war, und war zuvor häufig in Kliniken oder zur Kur – in diesen Zeiten lebte Toni abwechselnd bei seinen Tanten. Das Verhältnis zu seinem Vater ist kühl, angespannt, distanziert und inzwischen sehr kontaktlos.
Die Tanten haben nun nicht nur vor, Toni einen Besuch abzustatten, sondern ihn auch wieder mit seinem Vater auszusöhnen...

... Toni hat aber gar kein Interesse an einem tantigen Berlin-Besuch bei ihm: denn seine Tanten denken, er habe ein festes Engagement an einem renommierten Theater und lebe in einer WG, die als unordentlich zu bezeichnen noch untertrieben wäre, mit einem Bankkaufmann zusammen. Der Bankkaufmann ist allerdings eher ein Lebemann, der wenn überhaupt als Barkeeper arbeitet und schwul ist. Von seiner Freundin hat Toni den Tanten auch bereits erzählt: die heisst allerdings Micha und ist männlich.

Also ist Toni nun bemüht, innerhalb kürzester Zeit eine augenscheinlich ordentliche Wohnung zu bewohnen, den Mitbewohner kurzzeitig auszuquartieren, um jedwede Enthüllung von vornherein zu vermeiden, den Liebsten von sich fernzuhalten... und in all dem Getümmel liegt auch noch ein wichtiger Casting-Termin, auf den er sich eigentlich doch vorbereiten wollte.

Und natürlich geht alles schief...

„Fünf Tanten und ein Halleluja“: Latti hat`s gelesen!

Dieser Roman erzählt eine sehr kurzweilige und temporeiche Geschichte: die gesamte Handlung trägt sich, von einigen wenigen Rückblicken auf Tonis Kindheit einmal abgesehen, innerhalb von zwei Tagen zu und durch die fünf Tanten gibt es natürlich schon diverse Figuren. Besonders anfangs, als die Tanten noch eher im geschlossenen Pulk auftraten, fand ich es zudem ziemlich schwierig, die Frauen auseinanderzuhalten. Da war Tante Kamilla, die cholerisch-panische Hygiene-Fanatikerin mit diversen Ticks und Spleens, und da war Tante Claire, die doch auch eher grossstädtisch-modern wirkte: diese beiden Tanten waren anfangs die Einzigen, die für mich insofern einen Wiedererkennungswert besassen als dass ich sie von Anfang an von ihren Schwestern unterscheiden konnte. Ebba blieb relativ blass, Tante Helga erhielt erst gegen Ende etwas Farbe und öhm, den Namen der fünften Tante habe ich bereits vergessen... Dabei hatte man sich offensichtlich sehr bemüht, den Tanten jeweils einen ganz eigenen Charakter zu verpassen, aber wie gesagt: Die Zeitspanne der Handlung war offensichtlich zu kurz als dass man jede Frau ausführlich hätte behandeln können...
Anfangs hat mich diese Masse an auf mich zustürmenden Personen Tanten ein wenig gestört; ich lerne Romanfiguren gerne richtig kennen; aber letztlich wurde es dann auch etwas einfacher als die Tanten ein wenig „entzerrt“ wurden und sich nicht mehr ständig am selben Ort aufhielten.

„Fünf Tanten und ein Halleluja“ ist ein sehr humorvolles Buch ohne dabei auf Teufel-komm-raus witzig sein zu wollen. Der Humor zeigt sich hier eher unterschwellig, sowohl in Tonis Bemühungen, sein echtes Leben vor den Tanten zu verheimlichen, als auch in den teils ganz eigenen Verhaltensweisen der Tanten, die jetzt gar nicht so untypisch sind (wie z.B. das klassische Beispiel: erstmal alles genau zu inspizieren und auch wenn es schon fast klinisch sauber ist, monieren, dass man doch noch gründlicher hätte putzen können). Witzig, weil süss, ist es auch, wenn die Tanten das Leben auf dem Land mit dem Leben mitten im Berlin gleichsetzen wollen...

Schön fand ich aber, dass die Handlung nicht auf eine Art Kampf zwischen Städtern und Landeiern hinauslief, sondern da alle doch sehr offen und aufgeschlossen waren... Ich komme selbst vom platten Land und da habe ich auch Menschen kennengelernt, die gerne Städtetrips unternehmen oder in den populärsten Touristengegenden urlauben, und nach ihrer Heimkehr nur sagen können: „Nee, da ist ja viel zuviel los; das ist ja gar nix für mich! Und am Schönsten ist es doch eh hier zuhause, ohne diesen ganzen Trubel und die Menschenmassen...“ Dann wird ein Loblied auf das Landleben gesungen und die Metropolen dieser Welt verflucht. Im Falle der „Fünf Tanten...“ war es nun jedoch definitiv so, dass sie aber auch Vorzüge der Grossstadt entdeckt und teils ihr eigenes Leben reflektiert haben und es auch genossen, sich mal völlig frei bewegen zu können ohne gleich zum Tagesgespräch beim Bäcker zu werden. Dabei wurde das Stadtleben nun aber auch nicht zu glorifiziert und das Landleben wurde ebenfalls nicht niedergemacht. Das war doch recht fair geschildert.

Ohnehin wirkte die Handlung weder überzogen noch absolut an den Haaren herbeigezogen, sondern durchaus glaubwürdig.

Komplett vom Hocker gerissen hat mich dieser Roman nun nicht; es ist einfach ein sehr kurzweiliger, amüsanter Unterhaltungsroman, der aus seinem Genre nun nicht besonders hervorsticht – weder positiv noch negativ.
Angenehm fand ich aber, dass es hier mal nicht vordergründig nur um die ganz grosse Liebe ging und keine „Kriegen sie sich, kriegen sie sich nicht, wann kriegen sie sich denn endlich?“-Geschichte erzählt wurde und erst recht super fand ich, dass man die schwulen Figuren nicht noch mit den gängigen Klischees überschüttet hat. Ohnehin spielten sexuelle Orientierungen hier nur eine untergeordnete Rolle: ja, Toni hatte sich gegenüber seiner Familie noch nicht geoutet, aber diesem Thema wurde doch auch sehr unaufgeregt begegnet. Diese natürliche Erzählweise ohne jedwede Übertreibung hat mir doch sehr zugesagt.

Insgesamt würde Alex Steiners „Fünf Tanten und ein Halleluja“ für mich auch in die Rubrik „humorvolle Strandlektüre“ fallen; also falls jemand noch kurzfristig auf der suche nach Lesestoff für den Osterurlaub ist... Im Sommer erscheint übrigens „Tante Ebba dreht am Rad“; man darf sich also auf eine weitere Geschichte von Toni und seiner Familie freuen – und das tue ich in der Tat bereits. Denn „Fünf Tanten und ein Halleluja“ hat mir auf jeden Fall doch so gut gefallen, dass „Tante Ebba dreht am Rad“ auch gleich auf meine Wunschtitel-Liste gewandert ist und für die „Fünf Tanten und ein Halleluja“ vergebe ich

6,8 von 10 Rauschmitteln.  

Buch-Info
"Fünf Tanten und ein Halleluja", Alex Steiner / Piper Taschenbuch-Verlag / ISBN-10: 3492274293 /  ISBN-13: 978-3492274296 / 256 Seiten / 8,99€ (Taschenbuch) / 7,49 (ebook)
Preise (vom 24.03.2013) in der Schweiz: ex libris – CHF 11,10 (Taschenbuch); ebook aktuell nicht erhältlich / Thalia – CHF 13,90 (Taschenbuch); CHF 9,30 (ebook) / Weltbild – CHF 13,90 (Taschenbuch); CHF 7,50 (ebook)

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