Sonntag, 10. März 2013

Bonnie Tyler: "Rocks & Honey"

So vorweg schonmal (ich muss das jetzt sagen): ich bin durch und durch hetero. Ich steh auch nicht auf Ältere; nee, selbst George Clooney ist mir inzwischen zu zauselig als dass ich ihn noch heiss finden würde. Der folgende Beitrag könnte nun den Eindruck erwecken, ich hätte einen Hang zu älteren Frauen… Stimmt nicht. Nur zu dieser einen.

nebenstehendes Foto von Bonnie Tyler: © MadonnaGaynor [eigenes Werk], CC-BY-SA-3.0-2.5-2.0-1.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0), via Wikimedia Commons

Als ich kürzlich hier im Blog einen Beitrag über Hilary Duffs Roman „Elixir“ schrieb, klang es ja schon durch: Bonnie Tyler, so ziemlich der einzige Star, der mich total ausflippen lässt. Darum war mein Wochenende nun auch ganz toll: es startete mit der Mitteilung, dass Bonnie Tyler für Grossbritannien nach Malmö fahren den diesjährigen ESC gewinnen wird…. Aaaaah, ESC 2013: muss man kucken; Bonnie Tyler ist dabei! Und dann erschien am Freitag auch noch das neue Album „Rocks and Honey“. Aaaaah, ein neues Album von Bonnie Tyler: muss man hören (Bonnie Tyler ist dabei, haha)!
Heute stelle ich euch also das neue Werk aus der Kehle Bonnie Tylers vor und ich sage es jetzt gleich: ich bin absolut nicht objektiv. Ich würde nichtmal sagen, dass ich toooooootal subjektiv bin. Ich rede hier immerhin von Bonnie Tyler; da bin ich quasi blind vor Liebe. (Tragischerweise ist die Sehkraft auf meinem rechten Auge tatsächlich längst nicht mehr messbar und offiziell gelte ich rechtsäugig als blind, obschon ich da immerhin noch genug sehe, dass ich vermutlich zumindest nicht gegen eine in Neonfarben gestrichene Wand laufen würde… vielleicht aber auch doch…)

Egal, Kopfhörer anstöpseln, MP3-Player anschmeissen, zum xten Mal an diesem Wochenende „Rocks & Honey“ starten und quasi live berichten… (Falls ihr dieses Album [noch] nicht besitzen solltet: ihr dürft und solltet neidisch sein. Ihr müsst neidisch sein. Man ist prinzipiell neidisch, wenn jemand anders Bonnie Tyler hört und man selbst nicht. Weil Bonnie Tyler. Nein, der Satz geht nicht weiter: Bonnie Tyler ist der Grund; da braucht`s nicht mehr!)



Live: Latti hört „Rocks & Honey“


"This is gonna hurt" 


Die ersten Töne von „This is gonna hurt“ erklingen, Bonnie Tyler singt die erste Zeile oder besser gesagt: sie krächzt sie mir ins Ohr. Und ich denke nur so: „Mr. Sullivan, Sie sind der glücklichste Mann der Welt.“ Der Herr Sullivan ist der Ehemann von Bonnie Tyler, die in Wirklichkeit ja auch gar nicht Bonnie Tyler, sondern volle Kanne anders heisst, und ach herrjeh… Dürfte ich für einen Tag ein beliebiger Mann sein, würde ich er sein wollen, weil dann wäre ich ja Bonnie Tylers Ehemann. (Ja, das ist Grund genug! Nu hört auf, ständig nach dem „Warum“ zu fragen; in diesem Fall ist die Antwort statt „42“ immer „Bonnie Tyler“!) Hach, ich wäre sogar ganz frech zu meiner Ehefrau, damit die mich auch ja bloss so richtig übel ankrächzt… obwohl, würde noch etwas Latti in mir stecken, würde ich doch nur im 7. Himmel schwebend vor ihr sitzen und sie anschmachten. Ja, die Frau ist quasi doppelt so alt wie ich, aber, ich mein: Bonnie Tyler!!! Da muss man nicht diskutieren; die Frau ist heiss. Da kann eine Rihanna noch so oft Fotos von sich veröffentlichen, auf denen sie wahlweise transparente Klamotten trägt, halbnackt oder ganz nackt ist und auch Madonna kann auf sämtlichen Bühnen dieser Welt noch zig Spagats (Spagate? Spaghetti?) in allzu knapp geschnittenen Bodies vollführen: beide sind zwar jünger als Bonnie Tyler, aber Bonnie Tyler ist schärfer. Punkt. Aus. Aber Rihanna und Madonna haben auch keine so rauchigen Stimmen, weswegen sie eh schon viel uncooler sind.

Zurück zu „This is gonna hurt“: am Ende des Songs habe ich einen kratzigen Ohrwurm. „This is gonna hurt, this is gonna ache, this is gonna… This is gonna hurt you more than it`s gonna hurt me…” Irgendwie so eine richtige Mitgröhl-Rockhymne; ich liebe es und vergebe jetzt schonmal 10 von 10 Rauschmitteln für die gesamte CD. Mehr muss ich eigentlich gar nicht für eine Bewertung hören und okay, ich hätte nichtmal soviel hören müssen, denn wir reden immerhin von Bonnie Tyler…

"Sunshine"


© twinlili / pixelio.de
Lied Nummer 2 trägt den schönen Titel „Sunshine“ und ich würde mich jetzt gerne darüber auslassen, dass Bonnie Tyler in den Ohren zu haben doch so ist als würde die Sonne im Gehörgang aufgehen. Aber nun ja, „Sunshine“ fängt langsamer an, Bonnie Tylers Stimme im Vordergrund, schwache musikalische Untermalung und als die Band dann insgesamt so richtig einsetzt: wieder so Mitgröhl-Stimmung. Aber nicht ganz so heftig wie bei „This is gonna hurt“: der Refrain von „Sunshine“ ist halt einfach schwieriger. Also eines dieser Lieder, bei denen Konzertpublikum immer voll abgeht, rumzappelt und augenscheinlich mitsingt, aber in Wirklichkeit nur abenteuerlich die Lippen bewegt, damit keiner mitkriegt, dass man sich den vermaledeiten Text nicht merken kann. (Lieblingsmoment auf Konzerten: Songs, bei denen es so aussieht als würden alle mitsingen, aber absolut niemand im Publikum zu hören ist; super.)

"Believe in me"


Über das dritte Liedchen muss man nichts sagen: „Believe in me“; das Ding, mit dem Grossbritannien Bonnie Tyler zum diesjährigen ESC schickt, den sie natürlich gewinnen wird. Keine Frage, wir reden immerhin von Bonnie Tyler!

Nein, zum Thema „Bonnie Tyler für Grossbritannien“, was man da lesen muss: hämische Kommentare, dass Grossbritannien die „Altstars zum ESC“-Taktik konsequent fortführt, nachdem und obwohl sie im letzten Jahr mit Engelbert doch so schön baden gegangen sind. Auch wenn beide dann für die Insel zum  Eurovision Song Contest gegangen sind…; Dinge, die man nicht tut: Engelbert und Bonnie Tyler in einem Satz erwähnen. Also wirklich. Engelbert. Von dem weiss ich ja nichtmal irgendwas; doch, ich glaub, der hatte mal nen Schnurrbart. Aber ich hab so auf Anhieb keine Ahnung, warum der n Altstar ist bzw. warum der mal n Jungstar war. Wohl, weil der irgendwas gesungen hat, aber was?! Bonnie Tyler kennt man. Bonnie Tyler muss man kennen. Allein schon wegen „Total eclipse of the heart“. Und Bonnie Tyler ist kein Altstar; Bonnie Tyler ist la grand dame der rauchigen Stimme, wo so schön kratzkribbelt in die Ohren. Bonnie Tyler ist höchstens ein A-Star, also ein A-Promi mit Sternchen. Noch schlimmer: irgendwo in Deutschland bezeichnete jemand Bonnie Tyler als 80er-Jahre-Star. 80er-Jahre? Jaja, einfach mal schön nur „Bitterblue“ und „Against the wind“ unter den Tisch fallen lassen: buuuuuh!
Also wie kann man nur über Bonnie Tylers Teilnahme beim ESC herziehen? Oder anders gesagt: ich bin hier ja komplett ausgeflippt, als die BBC sagte: „Joah, wir schicken dann mal Bonnie Tyler nach Malmö.“ Ich bin rumgehopst und habe rumgejubelt, jedem eingeredet, dass er in diesem Jahr aber unbedingt beim ESC-Voting mitmachen muss und keine Frage: angerufen wird natürlich für Bonnie Tyler! (Übrigens: ihr müsst in diesem Jahr unbedingt den ESC anschauen und gleich, wenn die Leitungen freigeschaltet sind, für Grossbritannien anrufen, am Besten pausenlos, bis die Leitungen wieder dichtgemacht werden!) Sagen mir hier die Schweizer: „Latti, du bist Deutsche. Du musst für Cascada sein!“ Antworte ich: „Haha, ihr seid Schweizer: ihr müsst für die Heilsarmee sein!“ Da waren sie aber plötzlich ganz schön ruhig… Wir haben uns dann natürlich darauf geeinigt, gemeinschaftlich für Bonnie Tyler zu sein. Für wen auch sonst?

Man muss eh für Grossbritannien sein: die sind nach der Hochzeit von Käthe und Willm nebst dem Thronjubiläum (und dann hatten Omi und Opi Windsor ja auch noch Eiserne Hochzeit) und den Olympischen Spielen doch so ans Feiern gewöhnt… da kann das im Sommer erwartete Königsbaby doch in diesem Jahr nicht der einzige Grund zum gemeinschaftlichen Feiern im Königreich bleiben. Da muss mindestens auch noch über den Sieg beim ESC gejubelt werden! Weil dann müssen sie ja den ESC 2014 ausrichten und haben da auch wieder ne feierwürdige Grossveranstaltung. Was muss, das muss.


Aber: es haben sich durchaus auch Leute gefreut, dass Bonnie Tyler zum ESC geht. Ich zum Beispiel. Wie Bolle. Schlimmer wie Bolle. So schlimm, dass meine Freude noch schlimmer als wie Bolle ist.
Und da gab es auch noch die Leute, die enttäuscht waren, dass Bonnie Tyler antritt, weil das doch den ganzen Wettbewerb verfälsche. Denn: die hat ja jetzt schon gewonnen, gegen Bonnie Tyler kann man keine faire Chance haben. Nee, verdammt, aber ich kann beispielsweise derart wenig singen, dass ich schon überglücklich wäre, wenn man mir eine in höchstem Masse unfaire Chance gegen Bonnie Tyler bieten würde. Heulsusen. Memmen.  Jaja, „es ist natürlich eine Ehre, mein Land in einem so internationalen Wettbewerb vertreten zu dürfen!“… Blödsinn, in diesem Jahr müsste es korrekt heissen: „Es ist natürlich eine Ehre, dieselbe Bühne wie Bonnie Tyler betreten zu dürfen!“ Und Wettbewerb verfälschen: dass Rockröhre, Stimmwunder, Musikgöttin Bonnie Tyler die ganze Spannung kaputtmacht, sagen dieselben Leute, die sich eh jedes Jahr beschweren, dass der ESC nur noch aus Vetternwirtschaft besteht, weil sich die ganzen Ostblockstaaten doch immer gegenseitig die Punkte zuschieben würden, so dass die ganzen Weststaaten eh chancenlos sind (weswegen in den vergangenen Jahren ja unter Anderem eben auch Schweden, Deutschland, Norwegen und Finnland gewonnen haben). So. Muss man ja auch mal sagen.


Hach, „Believe in me“… eine sehr schöne Ballade. Auf der CD klingt die Stimme hier aber nur etwas rauchiger und gar nicht so extrem-Tyler-kratzerlastig. Beim ESC muss allerdings live gesungen werden (an dieser Stelle gebe ich gerne zu, dass ich ein wenig Angst vor dem Cascada-Auftritt habe: sollte Frau Horler sich auch eine bunte Gardine umhängen könnte das ein furchtbares No-Angels-Deja-vu ergeben) und ich hoffe, dass die Stimme dann noch etwas rauher erscheint. Kann man ihr wohl ne Flasche Whiskey und einen Karton Zigarren in die Garderobe schicken lassen?!

Ansonsten bin ich ja doch etwas enttäuscht, dass man nicht „This is gonna hurt“ als ESC-Song ausgewählt hat. Nicht nur, weil ich diesen Refrain echt nimmer aus den Ohren kriege, sondern vor Allem auch, weil sich dieser Refrain bei der Siegerverkündung doch echt gut machen würde. Stellt euch vor: Bonnie Tyler tritt mit „This is gonna hurt“ in Malmö an, gewinnt das Ding und muss den Song im grossen Final nochmals singen. So schön in Richtung der Kandidaten der Verlierer-Länder: „Dies wird schmerzen, dies wird wehtun, dies wird dich mehr schmerzen als es mir wehtut…“ Das hätte doch so nen richtig schönen Ätschibätschi-Beigeschmack. Haha.

Okay, gut, dafür, dass man über „Believe in me“ nichts weiter sagen musste, habe ich die Klappe nun doch ganz schön weit aufgerissen. Aber hey, wir reden immerhin noch über Bonnie Tyler. Bonnie Tyler, aaaaargh! (Ihr müsst euch nun vorstellen, dass ich euch diesen Namen unter Schnappatmung ins Ohr gekreischt hätte.) Kurz und knapp: Siegersong Eurovision Song Contest 2013. Wenn nicht, werde ich in wochenlangen Depressionen versinken müssen – und euch alle verfluchen, weil ihr dann offenbar nicht auf mich gehört und nicht wiederholt für Bonnie-Schatzi gevotet habt.

"What you need from me"


Der vierte Song auf dem Album heisst „What you need from me“, ein Duett mit Vince Gill, der übrigens auch eine fein rauhe Stimme hat und am Anfang des Songs gleich feststellt, dass es ihn nach ihrer Stimme verlangt: klar, wen denn auch nicht?! What you need from Bonnie Tyler? Diese CD, definitiv. Kostet bei Amazon als MP3-Album grad sogar auch nur glatt 5€.

In „What you need from me“, einer langsamen Liebesballade, schmachten sich also Zwei an: wenn die Fee zu mir sagt, ich könnte jeder beliebige Mann auf Erden ausser Robert Sullivan sein, würde ich mich nun spontan für Vince Gill entscheiden, auch wenn ich grad keine Ahnung habe, wer das eigentlich ist… Okay, Google sagt: ein megaerfolgreicher amerikanischer Countrysänger, der offensichtlich ein Dauerabo auf den Grammy in der Kategorie „Best Male Country Vocal Performance“ besitzt. Nun ja, ich würde ja eh nur er sein wollen, weil ich dann auch noch Bonnie Tyler anschmachten dürfte und sie sogar zurückschmachten würde, sogar in der Öffentlichkeit! Hach.

"Crying"


Bonnie Tyler hat ja anfangs auch eher etwas countrylastiger Karriere gemacht… „Crying“, das fünfte Lied auf „Rocks & Honey“, erinnert mich vom Stil her irgendwie arg an eine Mischung aus „From the bottom of my lonely heart“ und „Where were you“ und im Allgemeinen aber definitiv doch an eines der ersten Tyler-Alben. Eingängiger Countryrock sozusagen. Ausserdem finde ich, dass das kratzige Element ihrer Stimme hier schön klar herüberkommt. So ein Lied, welches man im Auto hört, während man im Takt auf das Lenkrad klopft und, sofern man allein ist, auch lauthals mitsingt. Den Text wird sich auch hier kaum jemand komplett merken, aber so allein im Auto ists ja egal, wenn man die ganze Zeit nur „lalala“ und „dumdidum“ singt. Ansonsten: summen. „Crying“ ist ein super Lied zum Mitsummen!

"Little superstar"


Hihi, das sechste Lied heisst „Little Superstar“… Eine Bonnie Tyler, die „Little Superstar“ singt, ist für mich ja gleichbedeutend mit einem Paulo Coelho, der seinen nächsten Roman „Die Tintenkleckse des kleinen Schreiberlings“ nennen würde. Aber im Falle von „Little Superstar“ wirkt der Titel auch nur solange lustig, bis man sich den Song mal so richtig angehört hat. Ein sehr langsames Lied, einmal mehr im Stile der alten Balladen Bonnie Tylers, welches so richtig schön seufzend dahingekrächzt wird… und in dem sehr oft „you know what I mean“ vorkommt. Also was zum Interpretieren. Wenn ich den Text so verstehe, dass ich wirklich weiss, was sie meint, geht es um den ganz normalen Menschen hinter dem „Star“, der nicht den Boden unter den Füssen verlieren will. Obwohl, Moment, heisst das, Bonnie Tyler bezeichnet sich hier als „little superstar“? Little?!?!?!?! Jaja, Satzzeichen sind keine Rudeltiere, aber Bonnie Tyler ist doch nicht nur ein kleiner Superstar; also bitte!!! Gut, mit 1,59m Körpergrösse ist Bonnie Tyler wirklich ein ziemlicher Zwerg (ich bin über 1,80m, d.h. Bonnie Tyler reicht mir allenfalls grad mal bis zum Herzen, aber gut, da hat sie sich ja auch schon ganz tief reingegraben), aber nee, „little superstar“… Echt nicht.

"Flat on the floor"


„Flat on the floor“, welches auf „Little superstar“ folgt, ist wieder so im Stil der alten Tylerschen Rockhymnen gehalten. Also im Auto würdet ihr weiter auf dem Lenkrad rumtrommeln, an roten Ampeln und Stoppschildern eure Haare schütteln und definitiv zumindest beim Refrain mitsingen. Den hat man schnell drin und Summen liegt hier nicht drin. „Flat on the floor“ verlangt nach schnaubenden Stimmen.

"All I ever wanted"


„All I ever wanted“: wer beispielsweise bei der Silvester-Party 2012 am Brandenburger Tor war oder die Party im Fernsehen verfolgt hat, kennt diesen Song, da Bonnie Tyler ihn auch dort performt hat. Ballade. Sooooo schön.
Silvester war bei uns so: Punti und ich waren bei meiner Familie in Deutschland und haben Silvester zusammen mit meinen Eltern gefeiert, ganz gemütlich. Feines Essen, viele Spiele und im Hintergrund flimmerte die Silvesterparty aus Berlin über den Fernseher. Ich natürlich schon halb durchgedreht: aaaah, Bonnie Tyler tritt da auf! Bonnie Tyler!!! Mein Papa war ob meiner Begeisterung schwer irritiert, ganz seltsam, denn er war damals derjenige, der mir seine Bonnie-Tyler-CDs in die Hand gedrückt hat, mit der Aufforderung, unbedingt da mal reinzuhören, weil… Bonnie Tyler halt. Muss man nicht viel begründen. Mein Papa hat damals trotzdem sehr geschwärmt, also noch mehr als ich jetzt (ja, das geht!). Und derselbe Mann macht an Silvester einen auf überrascht, dass ich meine Bonnie-Begeisterung kaum noch im Griff habe, also wirklich! Als Bonnie Tyler die Bühne enterte, verfiel ich natürlich zunächst in stumme Schnappatmung (noch ein bisschen mehr Euphorie und meine Mama hätte wohl das halbnarkotisierende Beruhigungsmittel aus dem Medizinschrank hervorgekramt) und bei „All I ever wanted“ sass ich dann nur schmachtend und halb weinend da. Nach dem Auftritt habe ich „All I ever wanted“ von Bonnie Tyler feierlich zu meinem allerliebsten Liebeslied für alle Zeiten gekürt. (Ich war übrigens auch schon leicht depressiv, dass ich nun noch über zwei Monate auf das Erscheinen des Albums warten musste.)

"Stubborn"


Lied Nummer 9 heisst „Stubborn“, genau mein Ding: mit Sturheit kenne ich als westfälischer Dickschädel mich ganz prima aus. Wieder eines der Lieder mit grossem Refrain und einem ruhigeren Grundton. „Rocks & Honey“ spielt auf jeden Fall absolut den Tyler-Fans in die Hände, die sich wehmütig an die ersten Alben von Bonnie Tyler erinnern. Ansonsten: endlich mal wieder gute Musik von jemandem, der es wirklich draufhat!

"Love is the knife"


Der zehnte Song „Love ist he knife“ schliesst relativ nahtlos an „Stubborn“ an und würde von mir als hymnenmässige Rockballade bezeichnet werden, mit grossem Background-Chor. Also sowas, wo alle sich mit emporgestreckten Armen hin- und herwiegen und beim Refrain zumindest lauthals gemeinsam die „Love is the knife“-Zeile singen.

"Lord help me"


„Lord help me“ ist die elfte Nummer auf dem Album und wäre dieser Song ein Film, wäre er zweifelsohne ein Roadmovie. Insgesamt lässt er mich an „Faster than the speed of the night“ denken, also einen der schnelleren und nicht ganz so monumentalen Songs von Jim Steinman für Bonnie Tyler. Und der Beweis, dass man auf sehr coole, rockige Weise den lieben Gott um Hilfe bitten kann. Einmal mehr ein Song aus der Mitgröhl-Fraktion.  

"Mom"


Clever, „Rocks & Honey“ grade passend zu diesem März-Wochenende zu veröffentlichen, an dem Grossbritannien auch Muttertag feiert: denn Lied Nummer 12 heisst „Mom“ und der Titel ist Programm. Eine balladeske Liebeserklärung an die Frau Mama; ganz toll und an dieser Stelle muss ich sagen: ihr müsst unbedingt darauf achten, wie bzw. womit ihr dieses Album hört. Denn, als ich „Mom“ das erste Mal gehört habe, hatte ich etwas schlechtere Kopfhörer angeschlossen: da klang das Lied nur toll. Als ich die Kopfhörer gegen die qualitativ Hochwertigeren ausgetauscht hatte: wow. Bonnie Tylers Stimme hat ganz zärtlich und ganz intensiv und voller Liebe meine Gehörgänge gekratzt.

"You try"


Der Anfang von Song 13 („You try“) lässt mich noch verzweifelter auf die Fee warten, die mich einen Tag lang entweder der mit Bonnie Tyler verheiratete oder der mit Bonnie Tyler gesangsauftretende Mann sein lässt… dieses Reibeisen, was die Frau in ihrer Kehle versteckt hält! Ich habe es ausgetestet: ob mit guten oder miesen Kopfhörern, „You try“ ist auf diesem Album der Song, auf dem Bonnie Tylers Stimme am Kratzigsten klingt. Hach, ich liebe es. „You try“ ist nun wiederum etwas monumentaler als „Lord help me“, fährt sonst aber doch auch eher auf derselben Schiene wie „Love is the knife“.

"Believe in me" (Radio Version)


Bonnie Tylers Album „Rocks & Honey“ schliesst nun dann auch  schon mit „Believe in me“ (tue ich doch; also wenn nicht ich, wer denn dann?) ab, also der Radio Version. Ich finde es ja eigentlich immer grauslig, wenn auf Alben Songs in verschiedenen Versionen enthalten sind; ich denke da häufig: „Ah, hättet ihr den Platz nicht besser für noch was Neues benutzen können?“ Aber wir reden hier über Bonnie Tyler (also falls ihr das vergessen haben solltet: hier geht’s grad um das neue Album von Bonnie Tyler)… Bonnie Tyler könnte auch eine CD mit nur einem Song in 15 verschiedenen Versionen rausbringen: ich würde mich nicht beschweren, also zumindest nicht, wenn ich den Song grundsätzlich gut fände. Denn ich verrate euch nun ein kleines, grosses Geheimnis, was euch jetzt bestimmt überraschen wird: ich mag nämlich doch nicht alle Lieder von Bonnie Tyler gleich gern und manche mag ich auch gar nicht so gerne. Gleich gerne mag ich prinzipiell nur Bonnie Tyler.

Die Radio Version von „Believe in me“ unterscheidet sich nun auch kaum von der Version, die man auf „Rocks & Honey“ an Position 3 findet. Der Gesang setzt eher ein und diese Version ist halt kürzer und schon alleine deswegen finde ich die Album-Version natürlich klar besser. Man kürzt doch keine Bonnie Tyler!

Meine Ohren sind verliebt


Und ja, es gab bislang noch kein Bonnie-Tyler-Album, bei dem ich nicht über mindestens einen Song gesagt hätte: „Okay, der ist jetzt nicht so meins.“ Es gab im Allgemeinen noch nie ein Album, bei dem ich nicht wenigstens ein Lied gerne übersprungen habe… Hiermit verkünde ich feierlich: der Fluch ist gebrochen. Ich liebe dieses Album. Durch und durch. Das beste Album aller Zeiten. Meine Ohren fühlen sich grad ganz gesund an (und ich hatte letzte Woche noch so ne leichte Entzündung an der Ohrmuschel), so mit rauchiger Stimme heile gekrault.

Punti hat zu mir gesagt. „Latti, 10 von 10 Rauschmitteln kannst du nicht vergeben. Das macht man nicht. 10 von 10, das wäre die absolute Creme de la creme; das geht doch nicht!“ Stimmt, deswegen gebe ich jetzt meine Bewertung in schönster ESC-Manier ab und meine das auch wirklich ernst:

12 von 10 Rauschmitteln!

(Ihr wisst warum.)

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