Freitag, 8. März 2013

Hilary Duff: "Elixir" (Elixir-Reihe, Band 1)

© David Shankbone / CC-BY-SA-3.0,
Hilary Duff: Schauspielerin, Sängerin, Schriftstellerin… Hääää? Als ich kürzlich auf einem meiner „Ich stöbere mich mal durch Bücher-Shopkataloge“-Streifzüge war, stiess ich auf „Elixir“ von Hilary Duff und Hilary Duff ist nun eher eine der Künstlerinnen, die mir wenn dann doch eher zufällig über den Weg laufen. D.h. es kommt vor, dass sie mal in einem Film auftaucht, den ich schaue, dass ein Song von ihr wo gespielt wird und ich ihn eben höre, aber sie ist niemand, der bei mir Schnappatmung auslöst. (By the way: Bonnie Tyler vertritt Grossbritannien beim diesjährigen ESC. Bonnie Tyler! Bonnie Tyler!!! Aaaaah, Bonnie Tyler!!!!!!!)

Dass Hilary Duff tatsächlich auch schreiberisch tätig ist, war mir bis dahin entgangen und ich habe erst einmal gegooglet, ob mit der Autorin Hilary Duff tatsächlich auch DIE Hilary Duff gemeint ist: yep. Und da war ich dann ja doch ein bisschen neugierig, ob die Gute denn auch wirklich schreiben kann. Weil die Kurzbeschreibung von „Elixir“ zudem ganz gut in meinen Ohren klang, die Leseprobe auch nicht abschreckte, zauberte ich den Duffschen Debütroman dann auch schwuppsdiwupps auf meinen Kindle.

 „Elixir“ - Geister, gestorbene Tode und Seelenverwandte 

Clea Raymond ist die Tochter einer bekannten Politikerin und eines berühmten Herzchirurgen, der sich sehr für das Mystische und Paranormale interessierte und zuletzt Hinweise darauf entdeckt zu haben vermeinte, dass es ein „Elixir des Lebens“ gibt, welches einem ewige Jugend schenkt. Kurz darauf verschwindet er unter mysteriösen Umständen spurlos in Brasilien; doch Clea will nicht glauben, dass ihr Dad tot sein soll…

Nachdem sie mit ihrer besten Freundin Rayna eine Europareise unternommen hat, stellt Clea nach ihrer Heimkehr beim Betrachten der Urlaubsfotos fest, dass auf vielen ihrer Fotos im Hintergrund derselbe Mann zu sehen ist, aber wie kann er beispielsweise auf Fotos sein, die sie in einem Zimmer geschossen hat, in dem sie doch alleine war? Versucht ein Geist, Kontakt zu ihr herzustellen? Noch dazu wird Clea nun auch ständig von Träumen gequält, in denen sie die Leben von verschiedenen Frauen vor sich sieht, die allesamt ermordet wurden und vor ihrem Tod mit einem Mann zusammen waren, der optisch absolut Cleas „Geist“ entspricht…

Als Clea mit Ben, der gleichzeitig einer ihrer besten Freunde und ihr „Aufpasser“ ist und auch der „Elixir-Forschungsassistent“ ihres Vaters war, nach Brasilien reist, wo sie zum Einen einen Fotoauftrag angenommen hat und zum Anderen auch versuchen will, ihrem Vater nachzuspüren, treffen sie dort auf Cleas mysteriösen Verfolger, und zwar live und in Farbe…

„Elixir“: Latti hat`s gelesen!

Ich hatte nun keine grossen Erwartungen an „Elixir“; ich wollte, wie gesagt, eigentlich nur Hilary Duffs Schreibkünste ausspionieren und die Kurzbeschreibung liess mich eine geheimnisvolle Geistergeschichte erwarten. Ich liebe gruselige Geschichten voller Spuk und Gespenster, mit paranormalen und auch nur minimal paranormal angehauchten Erzählungen kann man mich immer hinter dem Ofen hervorlocken.

Aber ich war doch äusserst positiv überrascht. Ja, auch ich bin nicht frei von Vorurteilen und hatte zunächst die leise Befürchtung, dass Hilary Duff hier doch nur irgendwelchen überzogenen Hollywood-Kitsch absondern würde, zumal „Elixir“ damit beginnt, dass Clea und Rayna sehr ausgelassen Party machen. Aber meine Skepsis, dass im Mittelpunkt der Handlung nun zwei total verwöhnte, arrogante It-Girls stehen würden, denen es doch nur um Party, Jungs und Klamotten geht, löste sich dann doch bald in Wohlgefallen auf: denn tatsächlich sind Clea, Rayna und Ben sehr liebenswert und bodenständig, also keine Zickereien oder Exzesse.
Die gesamte Geschichte lief zwar auch etwas gemächlicher und oberflächlicher an… Reisen, Parties, Fotos, Geist auf Fotos, wuhuuu, wobei Clea seltsamerweise mehr dadurch irritiert war, dass dieser Geist auch plötzlich in ihren Träumen vorkam als dadurch, dass er auf ihren Fotos – und das teilweise schwebend! - zu sehen war. Aber ab dem Moment, in dem Ben und Clea dann mit Sage (dem „Geistermann“) zusammentrafen, nahm die Handlung von „Elixir“ doch deutlich an Fahrt auf und begann auch mehr in die Tiefe zu gehen.

Insgesamt geht es in „Elixir“, klar, um das Elixir der ewigen Jugend, um ewiges Leben, um wiedergeborene Seelen, um sich wiederholende Leben, um Gut und Böse und natürlich doch auch um Liebe, Eifersucht und Rache.
Die eigentliche Thematik finde ich dann schon etwas anspruchsvoller, aber etwas mehr Philosophie, Ethik und Moral hätten mir doch noch besser gefallen. Sprich: ich hätte es schon gefunden, wenn man noch tiefer in das Thema des ewigen Lebens bzw. der Wiedergeburt eingetaucht wäre, aber ich gehöre wohl auch nicht mehr zur Zielgruppe.

„Elixir“ ist definitiv ein Jugendbuch und angesichts der jüngeren Protagonisten ist es auch verständlich, dass hier keine Erkenntnisse vermittelt wurden, die vor Reife und Lebenserfahrung nur so trieften. Zudem wird „Elixir“ von Clea selbst erzählt; der Roman ist also in der 1. Person Singular verfasst; und natürlich hat man da keine tieferen Einblicke in das Seelenleben der Anderen. Clea rezitiert hier zudem sehr viele direkte Unterhaltungen, so dass „Elixir“ zu einem grossen Teil auch aus direkter wörtlicher Rede besteht: ich fand das nun sehr angenehm, da es die Geschichte für mich einfach noch lebendiger erschienen liess und schliesslich wollte hier auch das Geheimnis des Elixir des Lebens gelöst werden.

Um es aber zu sagen: endgültig wurde das Geheimnis hier nicht gelöst. Denn „Elixir“ endet mit einem absolut unverfrorenen Cliffhanger bzw. hört einfach plötzlich auf, mitten auf dem Höhepunkt einer Spannungskurve!
Ich habe „Elixir“ nun als Kindle ebook gelesen und da merkt man natürlich nicht wie bei einem Papierbuch, wie die verbleibenden Seiten immer weniger werden und ich hatte nun auch nicht die Prozentangabe auf dem Kindle im Blick, die mir verrät, wie weit mein Lesefortschritt schon vorangegangen ist, da ich derart vertieft in die Geschichte war, so dass ich plötzlich da sass und dachte: „WTF? Was ist das denn für ein Ende?“

Anschliessend habe ich erst herausgefunden, dass „Elixir“ der Auftaktband zu einer Trilogie ist, die allgemein simpel als die „Elixir-Reihe“ bezeichnet wird. Ich bin ja nun gar kein Fan von Trilogien und davon, dass man Geschichten in zig Bände aufsplittet: ich mag es, wenn Geschichten gleich komplett erzählt werden und ziehe auch ein 1000-Seiten-Buch drei Büchern mit je 330 Seiten vor. Allerdings ist es ja aber meist nun so: wenn aus einer Geschichte eine Trilogie gemacht wird, achtet man in der Regel darauf, die Handlung so zu unterbrechen bzw. so zu schreiben, dass doch jeder Band auch noch eine in sich weitgehend geschlossene Geschichte erzählt. Dem ist hier aber absolut nicht so: „Elixir“ hört wirklich einfach auf, einfach so. Es ist als würde man mit dem ICE fahren, der dann irgendwo auf freier Strecke hält, woraufhin man gesagt bekommt: „So, bis hierher und nicht weiter. Seht nu selbst zu, wie ihr weiter klarkommt.“

Inzwischen musste ich auch noch erkennen, dass „Elixir“ auf Deutsch bisher nur als gebundenes Buch und als ebook veröffentlicht worden ist; ein Taschenbuch kommt im Mai heraus. Dreizehn Monate nach Erscheinen des gebundenen Buches! Das Taschenbuch erscheint nun aber warum-auch-immer bei Goldmann, während gebundene Ausgabe sowie ebook noch bei cbt veröffentlicht wurden, wobei ohnehin beide Verlage zur Randomhouse-Gruppe gehören.

Für die beiden Folgebände fand ich noch gar keine Hinweise auf eine deutschsprachige Veröffentlichung: „Elixir“ erschien im englischen Original Anfang Juli 2011, „Devoted“ (Band 2) folgte bereits im Oktober 2011, während der finale, dritte Teil „True“ aber auch erst nun Mitte April 2013 erscheinen wird. Da frage ich mich dann natürlich auch: hat Hilary Duff eigentlich nur eine zweiteilige Geschichte geschrieben, die sich dann besser als erwartet verkaufte, so dass man ihr sagte, sie solle doch irgendwie noch einen dritten Teil zusammenschreiben? Ich kann es mir einfach nicht logisch erklären, dass man zwischen einzelnen Folgebänden derart viel Zeit verstreichen lässt.
Für den deutschsprachigen Raum hat man da erst recht einen kapitalen Bock geschossen: wie kann man den Lesern eine Geschichte andrehen, die derart abgehackt endet, und ein Jahr später immer noch nicht auch nur einen einzigen Hinweis auf die Folgebände geben? Wird die „Elixir“-Reihe im deutschsprachigen Raum überhaupt fortgesetzt oder begnügt man sich mit der Übersetzung des ersten Teils?

Ich fand „Elixir“ wirklich ein tolles Buch und empfehle es eigentlich auch gerne weiter, aber ich rate dann doch dazu, entweder zu erwarten, bis die gesamte Trilogie vielleicht doch irgendwann mal komplett auf Deutsch erschienen ist oder von vornherein dann nun alle drei Bände auf Englisch zu ordern.
In meinem Falle haben cbt und Goldmann bzw. Randomhouse nun Pech gehabt bzw. mich der Konkurrenz in die Hände gespielt: mich nervte dieser schlussendliche Cliffhanger vor Allem auch deswegen, weil er grad zu dem Zeitpunkt erfolgte, als ich unbedingt wissen wollte, wie es nun weitergeht… und weil es Band 2 und 3 hierzulanden noch nicht gibt bzw. die Folgebände nichtmal angekündigt (wie gesagt: ein Jahr nach Erscheinen vom ersten „Elixir“-Band)  sind, darf sich Simon & Schuster dann an meinen Buchkäufen erfreuen. Lese ich den Rest der Geschichte eben auf Englisch. Ätschibätsch.

Da warte ich nun aber auch noch den einen Monat ab, bis der letzte Band auch erhältlich ist – da habe ich dann doch etwas Angst, dass Teil 2 auch wieder mit so einem dreisten Cliffhanger abschliesst. „Elixir“, also Band 1, ist nun definitiv kein Buch, welches man, ohne den Folgeband bereits zur Hand zu haben, lesen sollte; wie gesagt: ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt, letztlich aber so, als habe man mir ganz plötzlich den Grossteil der Geschichte aus der Hand gerissen.

Kurz, bevor „Elixir“ so abrupt abbrach, war ich zudem noch festen Willens, diesen Jugendroman, der eindeutig dem Mystery-Genre zuzuordnen ist, mit acht von zehn Rauschmitteln zu bewerten. Nach dem (Nicht)Auslesen des Romans wollte ich ihn aufgrund der Schluss-/Fortsetzungsproblematik entweder nur mit vier Rauschmittelchen oder einfach gar nicht punktemässig bewerten. Aber: das hat Hilary Duff nicht verdient, ihr Schreibstil gefällt mir recht gut, die Geschichte hat mich bislang auch ganz gut unterhalten und darum bewerte ich „Elixir“ jetzt als das, was es ist: ein unabgeschlossener Prolog oder eine Leseprobe vom Anfang einer Geschichte, die Lust auf den Rest machen soll, wobei man für Leseproben selten zahlen muss, weswegen ich von meiner ursprünglich geplanten Bewertung dann doch noch ein Rauschmittel abziehe – und der Schluss ist und bleibt einfach eine Riesen-Frechheit!

Wie gesagt: klar lesenswert, aber wenn dann lest doch wohl besser gleich die komplette Trilogie!

7 von 10 Rauschmitteln

Buch-Info

"Elixir", Hilary Duff / Verlag: cbt / ISBN-10: 3570161412 /  ISBN-13: 978-3570161418 / 320 Seiten / 14,99€ (gebundenes Buch) / 11,99 (ebook)
Preise (vom 08.03.2013) in der Schweiz: ex libris – CHF 17,50 (gebunden); CHF 13,90 (ebook); Taschenbuch für Mai 2013 angekündigt und vorbestellbar (CHF 10,80) / Thalia – CHF 21,90 (gebunden); CHF 14,90 (ebook); Taschenbuch ebenfalls bereits vorbestellbar (CHF 13,40) / Weltbild – CHF 21,90 (gebunden); CHF 15,00 (ebook); Taschenbuch ebenfalls bereits vorbestellbar (CHF 12,90)

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